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zu Gernspach begraben; geschach anno domini 154(6][1]. Sie ward zu grab gelegt in einem schwarzen rock, das har zu ruck gehengkt und ein grüenen kranz uf. Dozumal ist das alt frölin von Hanow, war des alten graf Philipsen schwester

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und seßhaft zu Newweiler, im Wildtpadt gewest, hat hierumb nichs gewisst. Dieselbig nacht ist dieses frewlis Amalei gaist in aller masen und gestalt, wie sie begraben worden, zu dem frewlin von Hanow ins Wildpadt kommen, hat sich bei irem bet, als sie noch gewacht, mit frölichem angesicht

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erzaicht und stillschwigendt, ohne ainich gebolder, widerumb abgeschaiden, als ob es ir gnaden wellte. Aber das ich widerumb ad propositum kom, es war domals uf Eberstain ein kleine, aber fröliche hochzeit. Grave Hanns Jacobs von Eberstain gemahl, die grefin von

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Oberstain, war gar ein kurzes, adelichs weible. Wann dann die hochen schewren und becher mit wein ob der tafel umbher giengen, so kunt sie nit drinken, sonder muest ufsteen hünder dem tisch. Es hieß sie graf Johann Wernher nur das Reielin, dann sie gemanet ine an sein schwiger sellig,

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die grevin von Werdenberg; die het das alt Brüederge[2], war ain narr bei Philips Echtern, also genannt. Man sagt ain gueten schwank von dieser grevin von Oberstain. Sie hett vorhin grave Simon[3] Weckem von Bitsch gehapt, der zeitlich vor ir abgestorben und nit mehr, dann ein dochter,

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verlassen. Die ist hernach eim grafen von Westerburg verheirat worden. Als sie mit dem selbigen graven, irem herren, uf ein zeit geen Elsaß-Zabern kommen, do hat sie bei bischof Wilhelm ob der taffel gessen. Als nun, wie dann gepreuchlichen, die hochen becher mit wein [883] auch

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über disch kommen und sie gedrunken, do hat sie auch ufsteen müesen. Nit waiß ich, wie sie es übersehen, sie ist mit dem hochen becher mit wein under den disch gefallen, daz man sie lang nit hat wider künden herfür bringen. Nach absterben ires ersten gemahls hat sie durch

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underhandlung grave Philipsen von Hanow obgehörten graven von Eberstain genommen, bei dem sie etliche sön und döchtern gehapt, und ist auch in wenig zeit hernach nach der zimbrischen hochzeit in irer heuser einem in Wester-


  1. 154[6] die zahl 6 ergänzt; s. Krieg von Hochfelden, Geschichte der Grafen von Eberstein, stammtafel II.
  2. Brüederge] s. oben II, 347, 20 ff.
  3. Simon] hs. Sinon.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_441.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)