Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/103

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Lo Fralsne. LXXXV Populär Ballade, Boston 1885, III 63 ff., dazu Liebrecht, Ger- mania XXXI, 357.] [Das Lai von Fraisne liegt Renauts Roman de Galerent (hg. von Anatole Boueherie, Montpellier 1888) zu Grunde. Ueber das Verhältnis des Romans zum Lai sowie zu anderen Quellen, besonders des Ille und Galeron, berichtet ausführlich W. Förster, Ille und Galeron, S. XXXIV ff. ; dazu die in betreff des Ille abweichende Ansicht G. Paris’, Rom. XXI, S. 278, und Ahlströms, S. 88.] Hertz, Uebersetzung der Lais, S. 252 [der Hinweis ist im Spielmannsbuche unterdrückt] nennt das Lai von Le Fraisne ’dieses reizende an Griseldis und an bekannte deutsche Märchen erinnernde Gedicht.’ Schon Roquefort S. 167 hat zu V. 404 bemerkt : ’La conduite de Frene en pareille circonstance peut avoir donn<5 Vi([6e du c<51febre conte de Grisdlidis’, und A. Dural in der Histoire littcraire de la France XIX, 798 sagt : ’Le lai du Frene est incontestablement le type de la cölbbre nouvelle …. Gris^lidis.’ Allerdings hat unser Lai eine gewisse Aehn- lichkeit mit Boccaccios Novelle, nämlich die, dass, gleichwie Le Fraisne, die aufgegebene Geliebte, der wirklichen Braut ihres Geliebten bei der Hoehzeitsfeier freundlich begegnet, so auch Griselda, die verstossene Gemahlin, der angeblichen Braut ihres vormaligen Gemahls bei der angeblichen Hochzeitsfeier.’) Aber diese Uebereinstimmung hat sich aus ganz verschiedenen früheren Vorgängen entwickelt und erscheint mir daher als ein zufälliges Zusammentreffen und nicht als eine Uebereinstimmung, welche uns zur Herleitung der Novelle aus dem Lai nötige. 2)

  • ) Auch M. Landau, Die Quellen des Decamerone, S. 50 = 2. sehr

verm. n. verb. Aufl., S. 158, sagt nur, dass der Lai ’einige Aehnlichkeit’ mit Boccaccios Novelle habe, indem sich Le Fraisne ’bei den Vor- bereitungen zur Hochzeit so demütig und geduldig, wie Griseldis in ähn- licher Lage’, benehme. Und B. ten Brink, Geschichte der englischen Litteratnr, I, 324, sagt bei Besprechung der englischen Uebersetzung unseres Lais : ’So steht die arme le Fresnc ihrer Schwester in ganz ähn- licher Weise gegenüber, wie die Heldin der später auftauchenden Griseldis- sage ihrer Tochter.’ Sehr gut tahrt dann ten Brink fort : ’Liebevoll und selbstlos wie Griseldis — viel zu selbstlos für unser modernes Gefühl — trägt le Fr ihr Geschick’ u. s. w.

  • ) Ich habe hier zum Teil die Worte wiederholt, die ich in meinem

Artikel ’Griselda (Griseldis)’ in der Allgemeinen Encyklopädie der i