Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/124

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CVI Anmerkungen zu das halbe Königreich. Der Werwolf bleibt immer bei ihm und wird sehr gut gehalten. Als nun einmal grosser Schnee lag und der junge König mit dem Wolf auf die Jagd ritt, lief der Wolf voraus und grub lange mit seinen Pfoten im Schnee. Wie der König hinzukam, sah er, dass der Wolf in den Schnee geschrieben hatte, und ein Joez erkannte, dass es Hebräisch war, und Übersetzte es dem König. Der Werwolf bat in dem Schreiben den König, in die Stadt seiner Frau zu reiten und ihm den Ring wieder zu verschaffen, denn sobald er ihn wieder bekomme, werde er wieder ein Mensch. Der König reitet in die Stadt und giebt sich dort für einen Kaufmann aus, und es gelingt ihm, der Frau des Rabbi den Ring zu entwenden. Heim- gekehrt steckt er dem Wolf den Ring an die Pfote, und als- bald stand ein nackter Mann vor ihm. Der Rabbi kehrt dann nach Hause zurück und verwünscht seine Frau in eine Eselin. In dieser Erzählung ist der Held weder ein Bisclavret oder Werwolf, d. h. ein Mensch, der von Zeit zu Zeit ein Wolf wird, noch besitzt er wie Melion einen Ring mit zwei Steinen, deren einem die Kraft innewohnt, ihn in einen Wolf zu verwandeln, während der andere ihn wieder zum Menschen macht, sondern er ist hier zufällig in den Besitz eines Wunschringes gelangt, der seinem Besitzer jeden Wunsch erfüllt, und wird dann von seiner Frau durch diesen Ring in einen Werwolf verwünscht. Die Erzählung geht somit nicht davon aus, dass ein Mann seiner Frau seine Werwolfnatur oder seine Fähigkeit, sich in einen Wolf zu verwandeln, entdeckt. Sie nähert sich jenen Erzählungen, in denen ein Mann von seiner zauberkundigen Frau oder Geliebten oder deren Mutter in ein Tier verzaubert wird, nach einiger Zeit aber Gelegenheit findet, wieder ent- zaubert zu werden. Vgl. z. B. die Geschichte von Sidi Numan und seiner Frau in Tausend und einer Nacht (Nacht 360—64), die in der Anmerkung zu No. 122 der Grimm’schen Kinder- und Hausmärchen aus Job. Prätorius’ Neuer Weltbeschreibung, Magdeburg 1667, U, 152—55, mitgeteilte Geschichte aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges, die 89. Erzählung in den von H. Gering herausgegebenen ’Islendzk iEventyri’ (Isländische Legenden, Novellen und Märchen, Bd. 1 und 2, Halle a. S. J 882— 83) und die von Gering (Bd. 2, S. 209) dazu angeführte