Page:Leibniz - Die philosophischen Schriften hg. Gerhardt Band 3.djvu/15

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Pierre Daniel Huet (geb. 1630, Bischof von Avranches seit 1692, gest. 1721) wurde zugleich mit Bossuet im Jahre 1670 die Erziehung des Dauphins übertragen. Er lebte seitdem am Hofe in Paris, und gewann vermöge seiner außerordentlichen geistigen Vielseitigkeit eine hervorragende Stellung in den glänzendsten Kreisen der Gesellschaft. Als entschiedener Verehrer und Bewunderer des classischen Alterthums erachtete er für nothwendig, daß Ausgaben der lateinischen Autoren veranstaltet würden, die in einem zierlichen Aeußeren, lediglich auf den Gebrauch der Jugend der höheren Stände berechnet, nur die nothwendigsten Sprach- und Sacherläuterungen, ohne irgend welchen gelehrten Apparat enthielten. Dieser Plan Huet’s wurde durch den Herzog von Montaufier Ludwig XIV empfohlen und von dem letzteren begünstigt. Besonders interessirten sich jüngere Gelehrte für das Unternehmen, das königlich belohnt wurde. So entstanden die Ausgaben der Classiker in usum Delphini, deren innerer Werth aber dem äußeren Glanz wenig entsprach.

Leibniz machte die Bekanntschaft Huet’s wahrscheinlich erst nach der Rückkehr von seiner ersten Reise nach England (Anfangs März 1673); der erste Brief wenigstens ist offenbar bald nachher geschrieben. Er erbietet sich darin, die Bearbeitung des Martianus Capella nach dem Plane Huet’s zu übernehmen. Mit seinem zweiten Schreiben übersendet Leibniz eine Probe seiner Bearbeitung dieses Schriftstellers,