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Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/107

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Le Fraisno, LXXXIX der Gräfin auf Falkenstein im Innthal und von ihren Zwölfliugen (Sepp, Altbayerischer Sagenschatz, S. 547) die Bettlerin nicht wegen ihrer Zwillinge oder Drillinge, sondern ganz allgemein wegen ihrer vielen Kinder, die nicht alle rechtmässige sein könnten, gescholten wird. Ebenso liegen Entstellungen vor, wenn in einer Fassung der Sage von der Gräfin von Querfurt (A. Kuhn und W. Schwartz, Norddeutsche Sagen, No. 234) und in der von der Gräfin von Altdorf im Schussenthai und von ihren Zwölflingen (E. Meier, Deutsche Sagen aus Schwaben, No. 371) der Bettlerin mit ihren vielen Kindern nicht Ehebruch vorgeworfen, sondern sie nur gescholten wird, dass sie so viele Kinder habe und doch nicht wisse, wovon sie sie ernähren solle, und wenn in der von der Rittersfrau vom Schlossberg oder Weissenberg bei Ursberg in Mittelfranken und von ihren Siebenlingen (Panzer I, 134) die Rittersfrau der Bettlerin mit ihren sieben Kindern zuruft : ’Hättest du so viel Hunde geboren, so zögen sie die Bauern ! ’ — In anderen parallelen Sagen fehlt die Ehebruchsbeschuldigung der Bettlerin durch die vornehme Frau, aber die Furcht der letzteren wegen Mehrgeburt in den Verdacht des Ehebruchs zu kommen ist geblieben. Vgl. Grimm, Deutsche Sagen, No. 571 =2 577 (Variante der Sage von der Gräfin von Querfurt), E. de la Fontaine, Luxemburger Sagen und Legenden, No.341 (Sage der Familie von Hondelingen), Panzer 1, 30 (Sage von einer Gräfin auf dem Schueckenbttchel). — In noch anderen sonst parallelen Sagen kommt, wenigstens in der Gestalt, in der sie vorliegen, überhaupt nichts von dem Verdacht des Ehebruchs vor, und da sie demnach keinen Berührungs- punkt mit unserem Lai haben, übergehe ich sie hier. Dagegen steht in gewisser Beziehung unserem Lai die Sage von der Gräfin Margareta von Holland besonders nahe, wie sie Hermann Korner in seiner Chronik (J. G. Eccard, Corpus historicum medii aevi, II, 955 — 56) beim Jahr 1300 ’secundum Wilhelmum’i) erzählt hat : Als Katherina, die Frau des Ritters Simon im Haag, eine allgemein geliebte und geehrte Dame, Zwillinge geboren hatte, sagte die ihr übelwollende Gräfin •) Was flir ein Wilhelm dies ist, weiss man niclit. ’Es kann weder Williclm von Malmesbnry, noch Wilhelm von Nangis gemeint sein’, sagt 0. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquelleu im Mittelalter seit der Mitte des 13. Jahrhunderts, 2. Aufl., II, 109.