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Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/51

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I. Die erzählenden L&Ib. xxxiii gefärbte Liebe der beiden Kinder im Lai de l’Espine, auch wol das einsame Leben Tyolets im Walde bei seiner Mutter sind vielleiclit solche Zuthaten, die den bretonischen Märchen selbst fremd waren. Dazu ist die äussere Form, in der die französischen Lais auftreten, durchweg der höfischen Gesellschaft des zwölfton und dreizehnten Jahrhunderts entlehnt. Die Natioualfarbe war verloren und ein fremdes Kolorit dafür aufgelegt. Wie die Gewandung, die Tracht der Frauen und die Rüstung der Ritter, mit den ’alten Bretonen’ nichts gemein hat, so sind auch die Sitten, die Anschauungen und Gefühle durchweg der Zeit, in der die Märchen von den französischen Dichtern auf- gezeichnet wurden, angepasst. Die äusseren Formen des Ver- kehrs zwischen den Herren und Damen, die ritterlichen Ein- richtungen wie Turniere und Zweikämpfe, das Verhältnis des Fürsten zu seinen Vasallen, das Gerichtswesen, wie es in Graelent und Lanval geschildert wird, die Einrichtungen der Kirche, die friedlich neben dem Heidentume bestehen, hier und da wie im Desire sich auch in unerträglicher Weise vor- drängen, beweisen, dass die französischen conteors und ihnen nach die Laisdichter unbedenklich in ihren Erzählungen und Gedichten den Mären, die sie aus der Bretonen Mund ver- nahmen, das Gepräge der sozialen, militärischen und religiösen Anschauungen ihrer eigenen Zeit verliehen. Vorzüglich gilt dies von der Auffassung der Minne. Wol weist auch die keltische Litteratur Beispiele von inniger Liebe und treuer Hingebung auf ; die Minne aber, die das treibende Motiv der französischen Lais ist, war ein Produkt des zwölften Jahr- hunderts. Das Entstehen der Leidenschaft, die verstandes- mässigen Erwägungen bis zur Erklärung der Gefühle, die Werbung des Ritters, die Bedenken der Dame, die schliess- liche Vereinigung der Liebenden, alles dies ist Zug für Zug den Anschauungen der höfischen Gesellschaft jener Zeit entlehnt. Wenn so die Menschen, die in den Lais auftreten, Zeit- genossen der französischen Dichter sind, so braucht es uns auch nicht wunder zu nehmen, dass ebenso die Völkerschaften, die Länder und Städte, aus denen sie stammen und in denen sie leben, zum Teil wenigstens modernen Ursprungs sind und Bibliotheoa Normannioa III. n