Aller au contenu

Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/100

La bibliothèque libre.
Cette page n’est pas destinée à être corrigée.

LXXXII Anmerkungen zu gewinnen. (189 — 234) Lange Zeit besteht, ohne dass es jemand merkt, das Verhältnis zwischen beiden. Zur verabredeten Zeit zieht sich der König in seine Gemächer zurück, um, wie er sagt, sich zur Ader zu lassen, in Wahrheit aber, um seine Geliebte zu empfangen. Treu hält er zu ihr, und nie will er zum Kummer seiner Unterthanen von Heirat sprechen hören. Die Dame aber kann die Besorgnis nicht unterdrücken, dass er endlich dem Wunsche seines Volks nachgeben und damit sie verlassen werde. Equitan versichert sie von neuem seiner Treue : nie werde er sie aufgeben ; ja, wäre ihr Gatte tot, so würde er sie sicherlich zu seiner Gemahlin und zur Königin machen. (235 — 268) An diesem Gedanken hält die Dame fest. Sie will den Gatten beseitigen und lässt sich vom König versprechen, ihr bei der Ausführung des Planes behülflich zu sein. Bei Gelegenheit einer Jagd soll sich der König im Hause des Seneschalls und zugleich mit diesem zur Ader lassen und am dritten Tage mit ihm baden ; das Wasser in der einen Wanne soll so heiss gemacht werden, dass der Seneschall sieh darin zu Tode brühen muss. (270 — 320) Wie es verabredet ist, wird es nach nicht drei Monaten ausgeführt. Schon stehen die Wannen in dem Schlafzimmer bereit. Da der Seneschall in der Frühe ausgegangen und noch nicht zurückgekehrt ist, begiebt sich die Dame zum König, und die Leidenschaft verführt beide auf dem Bett des Seneschalls der Minne zu pflegen. Plötzlich kommt der Gatte zurück ; er stösst die Thür auf, die eine Dienerin vergebens zuzuhalten sucht, und erblickt das ehebrecherische Paar. Um seine Schande zu verbergen, springt der König, nackt wie er ist, in die Wanne und kommt in derselben um. Voll Zorn packt der Seneschall seine Gattin und wirft sie mit dem Kopfe voran in die- selbe Wanne, wo sie das Schicksal ihres Buhlen teilt. Wahr ist der Spruch : Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.] Wie Equitan umkömmt, indem er, vom Seneschal bei dessen Frau überrascht, nackt in den mit heissem Wasser gefüllten Badezuber springt, so finden in gleicher Weise die drei Mönche von Kolmar in dem bekannten altdeutschen Gedichte ihren Tod. (Von der Hagen, Gesamtabenteuer, No. EXIL) i