Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/93

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I Onigemar. [Inhalt : (26 — 68) Gnigemar, ein Sohn des Oridial, des Herrn von LiUn, lernt am Hofe des Königs Hoilas (= Hoel) von der Bretagne höfische Zucht und ritterliche Sitte. Zum Ritter geschlagen, zieht er hinaus in alle Lande, um Ruhm zu erwerben, und niemand kommt ihm an Tapferkeit und edlem Sinn gleich. Nur eins hat die Natur an ihm versäumt : sein Herz bleibt auch den schönsten und edelsten Damen gegenüber kalt und unempfindlich. (69 — 122) Von seinen Ritterfahrten zu seinen Eltern zurückgekehrt, geht Guigemar eines Morgens auf die Jagd. Hinter seinen Genossen zurückbleibend, schiesst er auf eine Hindin und trifft dieselbe am Huf. Doch der Pfeil springt zurück und verwundet ihn selbst so am Schenkel, dass er vom Pferde sinkt. Nie, so ruft die Hindin dem Ver- letzten zu, nie w^erde er anders Heilung finden als durch eine Dame, die ihn liebe und die er liebe ; diese Liebe aber werde beiden mehr Kummer und Leid bringen, als je einem Manne oder einer Frau widerfahren wäre. (123 — 209) Voll Schmerz und Trauer geht Guigemar weiter durch den Wald, bis er an einen ihm gänzlich unbekannten Strand gelangt und hier ein prächtig ausgestattetes, doch vollkommen unbemanntes Schiff findet. Auf einem kostbaren Ruhebett legt er sich nieder, um kurze Zeit zu rasten und seine Schmerzen zu vergessen. Als er sich wieder erhebt, ist das Schiff schon auf hoher See, und noch vor Abend kommt es vor einer alten Stadt, der Haupt- stadt des Landes, an. (209—260) Der Herr der Stadt ist ein alter Manu. Eifersüchtig hütet er seine junge Gattin in einem Turm aus grünem Marmorstein, der auf drei Seiten vom Meere umschlossen ist, nach der vierten auf einen Garten geht. Kein Mensch darf sich ihr nahen ; nur ihre Nichte leistet ihr Gesellschaft, und ein verstümmelter alter Priester sorgt für ihr geistliches und körperliches Wohl. (261 — 378) An demselben