Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/95

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Gulgemar. LXXVII versuchen. (G55 — 742) In bitterm Harm ist die Dame zurück- geblieben. Zwei Jahre trägt sie ihren Kummer. Endlich beschliesst sie ihrem Leid ein Ende zn maahen und sich an der Stelle, wo Guigemar ins Meer gesetzt worden, zu ertränken. Das Schiff, das sie am Strande findet, entführt auch sie. Sie landet vor dem Schlosse eines Ritters Meriaduc, der alsbald in Liebe zu ihr entbrennt. Doch vergebens hält er um ihre Hand an, vergebens lässt er es ihr an nichts fehlen und giebt ihr auch seine Schwester zur Gesellschaft : sie will von Liebe und Heirat nichts wissen ; nur den würde sie freien, der das Schloss an ihrem Gürtel öffnen könne. So viele Ritter dies aber auch versuchen, keinem gelingt es. (743 — 883) Zu einem Turnier, das Meriaduc gegen einen Feind veranstaltet, kommt Guigemar seinem Freunde zu Hülfe. Die Liebenden glauben sich zu erkennen ; doch zweifelnd wagen sie es nicht ein Wort miteinander zu sprechen. Meriaduc, dem d.ns Verhalten der beiden auffällt, fordert spöttisch die Dame auf, den Knoten in Guigemars Hemd aufzulösen. Als Guigemar dann auch den Gürtel an der Seite der Dame findet, bittet er Meriaduc ihm die Geliebte zu geben : zwei oder drei Jahre will er ihm mit- samt seinen Rittern als Lehnsmann dienen. Meriaduc indessen weigert sich, und Guigemar sagt ihm die Fehde an. Alle Ritter in der Stadt halten zu ihm und treten mit ihm auf die Seite der Gegner. Das Schloss des Meriaduc, das dem Sturm widersteht, wird belagert und durch Hunger zur Uebergabe gezwungen. Die Besatzung und der Burgherr selber werden getötet. Jetzt vereinigt sich Guigemar mit der Geliebten, und all ihr Leid hat ein Ende.l I [Der Name des Helden des Lais ist mit Guingamor identisch ; vgl. über den Namen und das Vorkommen desselben H. Zimmer, Z. f. frz. Spr. u. Litt. XIH, 8, Gott. Gel. Anz. 1890, S. 797, W. Hertz, Spielmannsbuch 2, S. 382 und E. Freymond, Z. f. frz. Spr. u. Litt. XVn, S. 17.] [Das Abenteuer schliesst sich mit Guingamor, Lanval, Graelent, auch Desir(5 zur sog. Graelentgruppe zusammen. Die Erzählung steht indess dem grundlegenden Motiv, dem Verkehr eines sterblichen Mannes mit einer unsterblichen Fee, schon