Page:Die Fabeln der Marie de France, hrsg. Warnke, 1898.djvu/136

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CXVIII EINLEITUNG.

luil)eii. Das erste ergiebt sich aus dem Cliarakter der Sprache; das andere nicht so sehr aus dem Verse des Epih)g8 le plus vaillant de ccst reialme, dem insofern eine gewisse Unsicherheit anhaftet, als ADM )l^ll reialme lesen, wie aus dem Umstände, dass Marie in England lebte und hier ihr Fabelwerk wie ihre andern Dichtungen schrieb. In der Reihe der englischen Grafen nun, die den Namen Wilhelm tragen, zieht einer mehr als die andern unsere Aufmerksamkeit auf sich: Wilhelm Langschwert, der natürliche Sohn Heinrichs IL mit der Rosamunde Clifford. Wilhelm Langschwert wurde um 1150 geboren. Er war der Lieblingssohn seines Vaters, heiratete die Tochter des Grafen von Salisbury und erbte später die Grafschaft seines Schwiegervaters. Während der Unruhen unter der Regierung seiner Brüder Richard und Johann hielt er treu zum königlichen Banner, wenn er auch nicht alle unvernünftigen Schritte des Hofes gut liiess. Im Jahre 1225 wurde er noch von Heinrich III. an der Spitze eines Heeres nach Frankreich geschickt, kehrte aber bald aus Gesundheitsrücksichten und auf Anraten des Königs selbst nach England zurück. Schon im folgenden Jahre 1226 starb er auf seinem Schlosse in Salisbury. Durch sein ritterliches Wesen, durch seine Tapferkeit und Treue, sowie durch den Bau des Domes in Salisbury hat Wilhelm sich einen ehrenvollen Platz in den Annalen seines Vaterlandes gesichert. Durch ein merkwürdiges Zusammentreffen enthält seine lateinische Grabschrift im Dom zu Salisbury fast dieselben Worte, die Marie von ihm gebraucht (flos comitum — flurs de chevalerie). Es scheint mir, wie die Sachen liegen, doch etwas mehr als blosses Raten zu sein, wenn wir demnach in Wilhelm Langschwert die Persönlichkeit sehen, der Marie ihre Fabeln widmete. So schliesse ich mich auch heute noch der Ansicht de la Rues an, der auch G. Paris beitritt. Nur dürfen wir nicht wie jener Gelehrte glauben, dass Marie ihr Werk dem Grafen Wilhelm erst kurz vor seinem Tode zueignete. Im Gegenteil, es steht auch von dieser Seite aus der Annahme nichts im Wege, die Abfassungszeit der Fabeln in die siebziger oder achtziger Jahre des zwölften Jahrhunderts zu verlegen.