Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/147

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LaUstic. CXXIX Feigenbaum sänge eine Nachtigall so lieblieh, dass sie auf- stehen und ihr zuhiiren müsse. Da ging der Ritter mit Bogen und Pfeil zum Baum, schoss die Nachtigall tot und riss ihr das Ilerz aus und brachte es seiner Gemahlin •), welche darüber bitterlich weinte und sprach : ’0 gute Nachtigall, du thatest, was du musstest : ich bin die Ursache deines Todes.’ 2) Darauf schickte sie einen Boten zu dem jungen Ritter und liess ihm die Grausamkeit ihres Mannes melden. Der Ritter sprach bei sich : ’0 wenn dieser Grausame wüsste, welche grosse Liebe zwischen mir und seiner Frau besteht, er würde mich schlechter (als die Nachtigall) behandeln’, waffnete sich, ging ins Schloss des alten Ritters und tötete ihn. Bald darauf starb seine Frau, und er heiratete die Geliebte. Diese Erzählung der Gesta hat noch das eigentümliche, dass die Dame die Nachtigall nicht als Vorwand gebraucht, sondern wirklich nur ihres Gesanges wegen aufsteht, ihren Geliebten aber auf andere Weise sieht und spricht. Etwas anders lautet die Erzählung in dieser Beziehung in zwei alten englischen Uebersetzungen der Gesta Romanorum. 3) In der einen heisst es, nachdem der junge Ritter die Frau des alten gesehen und sich in sie verliebt hat, wie folgt : ’Ä7id in dede he späh to tliis yong woman, and she grauntid Mm ; but she ivas Jcept, that she myght not hreke oute, to do no trepas. So this woman loJcid oute oft tyme at her Chamber tvyndotve, for to here ttie swete song tJmt the yong knyght usid to syng ; and afore this wyndotv stode a feire fygge-tre, upon

  • ) cor extraxit et uxori presentavit. — Wie Oesterley S.213 mitteilt,

lautet in einer deutschen Uebersetzung der Gesta Romanorum (Cod. Turic. C, 11 ? , fol., 15. Jabrh.) die Ueberschrlft dieser Erzählung : ^Von dem riter der die nachtigal m dem paum schoss und gab si seiner frawen zu essen. Fand der Uebersetzer diese Aenderung schon in seiner Vorlage, oder gehört sie ihm an ? Wer die Aenderung gemacht hat, wird dazu durch jene Erzählungen veranlasst worden sein, in welchen Frauen das Herz ihres Geliebten essen, das ihre Männer ihnen als Speise haben vor- ^Betzeu lassen. Vgl. G. Paris, Romania VIII, 343 ff. und XII, 359 ff.

  • ) O bona philomena, fecisti, quod debuisti ; cgo sum cama mortis tttae.
  • ) The Early English Versions of the Gesta Romanorum. Formerly

Bdited by Sir F. Madden for the Roxburghe Club, and now re-edited…. rith Introdüction, Notes, Glossary &c., by S. J. II. Herrtage, London 1879 f(Early English Text Society, Extra Series, No. XXXIII), S. 60 f. Bibliotheoa Normannioa U. {