Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/166

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OXLVtll Anmerkungen zu geht, eilt sie mit dem Knappen in die Kapelle. Als sie die tote Jungfrau sieht, steht das Geheimnis ihres Gatten ihr klar vor Augen. Laut wehklagt sie ; Liebe und Mitleid füllen ihre Seele. Unterdess kommt ein Wiesel gelaufen und springt über den aufgebahrten Körper. Der Diener ersehlägt es und lässt es auf dem Boden liegen. Nicht lange dauert es und es kommt die Genossin des Tierchens herbei. Als diese das Geschehene sieht, eilt sie in den Wald, um bald mit einer roten Blume zurück- zukehren. Diese steckt sie dem toten Tiere in den Mund, das alsbald wieder lebendig wird. Die Frau ruft dem Knappen zu, er solle dem Tiere die Blume abjagen. Als sie sodann die Wunder- blume Guilliadun in den Mund legt, wacht diese aus ihrer tiefen Ohnmacht auf. In bittern Worten klagt sie ihr Leid und den Trug, den Eliduc ihr angethan hat. Doch die Dame entschuldigt ihren Gatten : sie weiss, wie innig er die Jungfrau geliebt hat und wie unglücklich er seit ihrem Tode gewesen ist. Sie selbst will alles gut machen, indem sie den Schleier nimmt und so der schönen Nebenbuhlerin Platz macht. So tröstet sie das Fräulein und führt sie in ihr Schloss. (1105 — 1144) Sogleich lässt sie ihrem Gatten alles melden, was geschehen. Eliduc dankt seiner Gattin und zeigt durch seine Freude zugleich, wie sehr er die Jungfrau liebt. Die Frau führt ihren Entsehluss aus ; ihr Gatte entlässt sie in Liebe und giebt ihr die Mittel in der Nähe des Schlosses ein Nonnen- kloster zu erbauen. (1145 — 1180) Eliduc heiratet Guilliadun. In inniger Liebe leben sie manchen Tag zusammen, bis auch sie sich zu Gott bekehren. Auf der anderen Seite des Schlosses lässt Eliduc ein Männer kloster bauen, in das er selbst tritt, während die zweite Gattin bei der ersten freundliche Aufnahme findet. Alle drei beten treulich füreinander und finden in der Liebe zu Gott und in reiner Zuneigung zu einander ihren Seelenfrieden. Die Gnade Gottes aber schenkte allen dreien ein seliges Ende.] [Das Lai von Eliduc ist mit ähnlichen Darstellungen des- selben Gegenstandes, nämlich mit der Sage vom Grafen von Gleichen und mit der Geschichte von Gilles de Trasigny ver- glichen, von G. Paris, La Legende du mari aux deux femmes (La Poesie du moyen äge, 2. S6rie, Paris 1895, S. 109 flF.). Beide Sagen stehen mit Eliduc nicht in direktem Zusammenhang.]