Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/25

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I. DIo erzUhlenden Lata. Vll hält, so ist damit auch der Etymologie des Wortes lai ein gut Teil des Hodens entzogen. Ganz abgesehen davon, dass wir keinen Beweis fUr die Verbreitung keltischer Lais bei den Angelsachsen haben, so wäre es in der That auch auffallend, wenn die Angelsachsen dem fremden Kunsterzeugnis, das bei ihnen Eingang fand, aus ihrer Sprache einen Namen gegeben hätten und wenn dieser Name bei ihnen ein solches Bürgerrecht gewonnen hätte, dass er auch überall in die französische Litteratur eingedrungen wäre. Da im Gegenteil, wie zahlreiche Be- nennungen in allen Sprachen beweisen, gemeinhin der Name einer Litteraturgattung dem Volke entlehnt wird, dem man die Litteraturgattung selbst verdankt, so scheint es kaum zweifelhaft zu sein, dass wir das Stammwort für frz. lai auf keltischem Boden zu suchen haben. Ob freilich das irische Wort die unmittelbare Grundlage des französischen Wortes war, ist nicht sicher. Vielleicht war wie die Sache so auch das Wort allen keltischen Stämmen im Mittelalter gemeinsam, und die Franzosen werden demjenigen keltischen Stamme auch den Namen entlehnt haben, durch den ihnen die Kenntnis der Sache vermittelt wurde. Den Lais nun wird in allen französischen Gedichten bretonischer Ursprung zugeschrieben.’) Immer wieder wird in den Lais der Marie sowie in den anonym tiberlieferten gesagt, dass die ^Urelufi’ aus den Geschehnissen ein Lai machten ; die Handschrift der Pariser Nationalbibliothek Nouv. acq. 1104 giebt der in ihr enthaltenen wichtigen Sammlung von Lais den Titel : Ci commcnce des lais de Bretagne ; und noch Chaucer spricht in einer vielgenannten Stelle Cant. Tales V. 11021 von den ^oldc gentil Bretons die in ihren Tagen von verschiedenen Abenteuern Lais dichteten. Wer waren diese Bretonen ? Ein lebhafter Streit ist um diese Frage entbrannt. Während ältere Forscher wie de la Rue und Roquefort das alte Aremorica, die kleine Bretagne, als Vaterland der Lais ansahen, hat schon F.Wolf, S. 251, und haben in neuerer Zeit besonders französische Gelehrte, G. Paris, ) Der Ausdruck lai breton steht nach W. Hertz’ Bemerkung wol zuerst in der Verserzählung von Richeut aus dem Jahre 1159 (M6on, Nouv. Rec. I, 03).