Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/26

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VIII Einleitung. F. Lot, auch J. Bedier, angenommen, dass mit dem Worte ^Bretuns nicht nur die Bewohner der kleinen Bretagne, sondern auch die keltischen Stämme Englands, besonders die Wälschen bezeichnet werden konnten und in der That bezeichnet wurden ; vgl. Kom. VIII, 36 ; Hist. Litt. XXX, 3 ; Rom. XXIV, 513 ff. und Bedier a. a. 0. Fest steht, dass alle keltischen Stämme musik- und sangeskundig waren (vgl. W. Hertz, Spielmannsbucli, S. 44 f.) ; möglich ist es auch, dass sie alle Zms genannte Lieder besessen haben. Etwas anderes ist es aber doch, ob alle keltischen Stämme, die Englands und Irlands sowie die der kleinen Bretagne, den Franzosen solche überliefert haben, oder mit anderen Worten, ob das Wort bretun neben der Bedeutung kleinbretonisch noch einen allgemeineren Sinn und ganz be- sonders den von wälsch gehabt hat. Nach den Untersuchungen H. Zimmers (Gott. Gel. Anz. 1890, 1, 794 ff.) und E. Bruggers (Zs. f. frz. Spr. u. Litt. XX, 79 ff.) ist das letztere nicht der Fall. Man verstand in der Sprache des gewöhnlichen Lebens unter Bretons entweder die Bewohner des Gebiets des alten Aremorica nach der Einwanderung aus Grossbritannien, also die kleine Bretagne, oder aber die Urbevölkerung Grossbritanniens vor und zum Teil während der germanischen Eroberung, also die alten Britten der Arthurzeit. G. Paris freilich hat sich, wie es scheint, durch diesen Nachweis nicht -von seiner Ansicht abbringen lassen. In seinem Vortrage La litterature normande avant l’annexion, Paris 1889, sagt er S. 14 : Est-ce (die ’Bretagne’ der Lais) la Bre- tagne continentale ou ce qui restait de l’ancienne Bretagne in- sulaire ? 11 est probable que c’est l’une et l’autre, et que les traditions sur Arthur, ses heros et leurs merveilleuses aventures, sout venues aussi bien des Bretons de France que des Bretons d’Angleterre.’ Dagegen hat F. Lot sich dem Nachweis der deutschen Gelehrten nicht verschlossen, ohne damit freilich die Theorie vom mehrfachen Ursprung der französischen Lais auf- zugeben. Wenn er nunmehr auch für Breton nicht mehr die Bedeutung wälsch ansetzt, so sträubt er sich doch das Wort ausschliesslich als kleinbretonisch aufzufassen, sondern nimmt vielmehr an, dass Wendungen wie ’Die Bretonen machten aus der Geschichte ein Lai’ nur eine konventionelle Bedeutung beizulegen wäre, dass man die Erfindung der Lais, in welcher Sprache sie auch abgefasst waren, einfach den alten Arthur-