XXIV Einleitung. Dahingestellt mnss es freilich bleiben, ob nicht die Verfasser dieser letztgenannten Gedichte, wie später eine Keihe fran- zösischer Dichter, für die Erzeugnisse ihres Geistes den vor- nehmeren Titel lai wählten, einzig um dieselben auf ein höheres Niveau zu heben. Dass die englische Litteratur der Gattung der Lais nicht unsympathisch gegenüber stand, beweisen die Uebersetzungen des Lanval und des Fraisne der Marie, von denen weiter unten die Rede ist. Entschieden zu weit dürfte F. Wolf gehen, der S. 42 noch eine Reihe anderer me. Gedichte, die nirgends als Lais bezeichnet werden, wie the Cokwolds Dance, Kyng of Tars, La bone Florence de Rome, Hörne Childe, Lybeaus Disconus, Syr Tryamoure und Syr Isembras zu den Lais rechnet. Wie wurden nun diese Stoffe von den Bretonen in ihren Lais behandelt ? Gröber, Grundriss I, 591, unterscheidet zwei Arten von bretonischen Lais : rein lyrische, die durch die er- zählenden französischen Lais erläutert werden sollten (Chievre- fueil), und fertige epische, die bretonischen contcs der Artus- dichter in litterarischer Form. Ganz ebenso Brugger, S. 134, Anm. 134, und Ahlström, S. 27. Danach hätten sich die französischen Laisdichter eine doppelte Aufgabe gestellt : ein- mal hätten sie zu den lyrischen Lais einen Conte gedichtet, so — nach Brugger — Lecheor, Chaitivel, Chievrefueil, wozu vielleicht noch Ignaure und sicher aus den Strengleikar das Strandar lioÖ kommt ; dann aber hätten sie epische Lais, die etwa mit den schottischen Balladen zu vergleichen wären, zu erzählenden Gedichten umgearbeitet. Mir ist eine solche zweifache Thätigkeit nicht einleuchtend. Fest steht nach den Zeugnissen der Dichter selbst die erste ; ein Teil der erzählenden Lais sind in der That ctmtes zu lyrischen Lais. Im Chaitivel der Marie will die Dame ein Lai machen, das sie zur Erinnerung an ihre vier Liebhaber Quatre Doels nennen will, das sie aber auf Veranlassung des Ueber- lebenden Le Chaitivel betitelt. Ueber den Zweck des Lais spricht sie sich aus, indem sie sagt : Pur ceo que tant vus ai amez vueil que mis doels seit rememhrez. Das keltische Lai, auf das Maries Erzählung zurückging, enthielt also sicherlich die Klage über den Verlust der Lieb-
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