Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/55

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I. D ! e erzählenden Lafs. XXXVII ist, ist für die grosse Mehrzahl sicher zu verneinen : der Inhalt, der sich hier und da mit dem Inhalt von Lais der Marie deckt, teils auch Maricns unwürdig ist, die Komposition, die Charakteristik der handelnden Personen, die dialektische und grammatische Form, hier und da auch das Vokabular sprechen gegen eine solche Annahme. Zweifel können entstehen bei dem nur in einer Handschrift überlieferten Guingamor, der sich sprachlich kaum von den Lais der Marie unterscheidet. Bei dem Mangel an äusseren Beweismitteln wird diese Frage kaum je entschieden werden können.’) Gleichfalls unwahrscheinlich ist es, dass mehrere der anonymen Lais von einem und dem- selben Verfasser herrühren. Keins der anonymen Lais scheint älter zu sein als die Sammlung der Marie. Auch für das Lai du Cor, das der Herausgeber etwa um die Mitte des Jahrhunderts ansetzte, ist ein derartiger Beweis nicht erbracht, noch auch dürfte er zu erbringen sein. So ist trotz aller laut gewordenen Zweifel die Ansicht vielleicht doch nicht von der Hand zu weisen, dass Marie die Gattung der Lais in die Litteratur ein- geführt hat. Nach dem Prolog, V. 28, gedachte die Dichterin wenigstens einen Weg einzuschlagen, der vor ihr noch un- bctreten war. Die Blütezeit der Lais war das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert. Im Laufe des dreizehnten Jahrhunderts ver- schwand die Gattung wieder aus der Litteratur. Eine Anzahl von Dichtern freilich bis hinab ins vierzehnte Jahrhundert nennen ihre erzählenden Gedichte noch lais ; doch haben diese Gedichte nichts mehr mit den bretonischen Lais zu thun ; sie führen den Namen nur, weil derselbe eine gewähltere Be- zeichnung als fahleau oder dit war. Dahin gehören die Lais de rOmbre, du Conseil, d’Amour, sowie die vom Espervier, Oiselet, Vair Palefroi, Courtois, von Aristote, Aubree und Narcisse. Uebrigens sagt Wolf mit Recht, dass sich eine Grenze zwischen echten und unechten Lais nicht haar- scharf ziehen lasse. So rechnet G. Paris (Hist. litt. XXX, 8) ) Vgl. dazu Marie de France und die anonymen Lais, Coburg 1892 (Gymnasialprogramm) ; dazu Freymond in Vollmöllers Jahresbericht III, 164 ; Abiström, S. 39 ff.