daß mehreres in der Physik des Aristoteles sich haltbar beweise als in den Meditationen des Descartes. Nur das sei fraglich, ob das was von Aristoteles über Materie, Form und Veränderung abstract aufgestellt sei, durch Größe, Figur und Bewegung erklärt werden könne; dies sei von den Scholastikern geläugnet worden, neuere Philosophen bejahten es. Leibniz stellt sich auf die Seite der letzteren, und behauptet, daß alles das, was neuere Schriftsteller gefunden zu haben mit so großer Ostentation sich rühmten, aus Aristotelischer Grundlage sich ergebe. Nachdem Leibniz dies in Betreff von Form und Veränderung gezeigt, betrachtet er diese Begriffe an sich und beweist, daß es in der Welt nichts anderes gebe, als Geist, Raum, Materie und Bewegung, und daß dies zur Erklärung der Erscheinungen ausreiche.
Im folgenden Jahr (1670) entwickelt Leibniz in dem Briefe XI. die Grundzüge seiner Hypothesis physica nova. Nach seiner Meinung giebt es zwei Endursachen zur Erklärung aller Dinge: Denken (cogitatio primae mentis i. e. Dei) und Bewegung; geht man von der unzweifelhaft feststehenden Rotation der Erde um ihre Axe von Westen nach Osten aus, so wird durch sie der Aether, ein sehr feiner Körper, in welchem das Licht besteht und der alle übrigen Körper durchdringt, in die entgegengesetzte Bewegung von Osten nach Westen versetzt und dadurch die meisten Phänomene, wie die Schwere, die Elasticität, die Kraft des Feuers, des Wassers u. s. w. hervorgebracht. – Unverkennbar geht Leibnizens Absicht dahin, zu zeigen, daß so wie es nur ein ursprüngliches Denken d. i. Gott giebt, auch aus einer einzigen Bewegung, der Umdrehung der Erde um ihre Axe alle übrigen hergeleitet werden könnten. Wiewohl Leibniz das Ganze nur als eine Hypothese bezeichnet (Totum hypothesis est, ut in naturalibus pleraque, sed qua nescio an habuerimus hactenus leviorem et faciliorem) oder, wie er sich vorher ausdrückt, als einen physikalischen Traum (habui nuper somnium quoddam physicum), so hat er doch für alle spätere Zeit an der obigen Vorstellung festgehalten; es läßt